Vier Fragen an Prof. Casper

1. Sie geben im Sommersemester 2022 das Amt des Dekans ab. Was werden Sie am meisten an dieser Aufgabe vermissen?

Es wird viele Aufgaben geben, die ich sicherlich nicht vermissen werde. Dazu gehörten vor allem lange Sitzungen mit machen Kolleginnen und Kollegen, die sich gerne reden hören, ohne zu Problemlösungen beizutragen. Auch die vielen administrativen Tätigkeiten werde ich nicht unbedingt vermissen. Allerdings wird mir die Zusammenarbeit in einem netten wie gut strukturierten Team fehlen. Mit meinen Co-Dekanen und vor allem mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Dekanat habe ich in den vergangenen zwei Jahren sehr gut zusammengearbeitet und Freude daran empfunden, im Team Lösungen zu konkreten Problemen zu entwickeln. Der Zeitdruck, mit dem wir teilweise Lösungen zur Bewältigung der Corona-Pandemie fassen mussten, wird allerdings ebenfalls nicht auf der Liste der Punkte stehen, die ich vermissen werde. 

 

2. Als „Corona-Dekan“ mussten Sie sich vielen Herausforderungen stellen. Gibt es trotzdem einen besonders schönen Moment in Ihrer Amtszeit, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist? 

Ich blicke positiv auf die Frühzeit der Corona-Pandemie Anfang 2020 zurück, in der wir innerhalb kürzester Zeit aus dem Nichts ein Online-Lehrangebot organisiert haben, sodass wir den Lehrbetrieb aufrechterhalten konnten. Dies war nur durch den weit überobligatorischen Einsatz vieler Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich. Danach habe ich insbesondere jegliche Öffnungsschritte hin zu erneuter Präsenzlehre positiv in Erinnerung. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mich nach Pfingsten 2021 darüber gefreut habe, endlich wieder Studierende in der Fakultät und in den Hörsälen zu sehen. Auch als einmal ein Grillen mit etwas lauterer Musik auf der Aa-Wiese am Juridicum stattfand, kam mir als spontaner Gedanke in den Sinn: genau so muss es sein! 

Daneben wird mir die sehr konstruktive Zusammenarbeit mit der Fachschaft positiv in Erinnerung bleiben. Wir haben gemeinsam in Tageszeitungen publiziert und andere mediale Beiträge organisiert, um auf das Anliegen der Studierenden in der Corona-Pandemie aufmerksam zu machen, was durchaus in Teilen Erfolg hatte. 

Eine weitere große Aufgabe im Rahmen meines Dekanats war die Reform des Juristenausbildungsgesetzes NRW. Auch wenn wir diese Reform zunächst vehement gegenüber dem Ministerium und dem Landesgesetzgeber bekämpft haben, habe ich es doch positiv in Erinnerung, wie wir jetzt, nachdem die Würfel gefallen sind, bei der konkreten Umsetzung wieder sehr produktiv mit den Damen und Herren im Justizministerium zusammengearbeitet haben. 

 

3. Was würden Sie der neuen Dekanin Frau Pohlmann für ihre anstehende Amtszeit mit auf den Weg geben? Was haben Sie aus dieser Zeit gelernt?

Das wichtigste, was ich aus dieser Zeit gelernt habe und meiner Nachfolgerin mit auf den Weg geben möchte, ist die Kombination aus Zuhören und Entscheiden. Es war mir immer wichtig, zunächst zuzuhören, bevor Entscheidungen getroffen wurden. Allerdings ist es ebenso wichtig, nach der Analyse der vorgetragenen Argumente auch eine Entscheidung zu treffen und dann zu dieser zu stehen. Ferner möchte ich meine Nachfolgerin ermuntern, den Weg des Zurücks zur Präsenzlehre im Sommersemester 2022 mit Entschiedenheit zu beschreiten. Auch bin ich mir sicher, dass Frau Kollegin Pohlmann bei wichtigen Entscheidungen die Studierenden – gerade jetzt bei der Umsetzung der JAG-Reform – mit einbeziehen wird, wie wir dies auch im Vorfeld bereits gemacht haben. Und manchmal ist es auch wichtig, auf die Kolleginnen und Kollegen wieder zuzugehen, wenn man sich im Diskurs an der einen oder der anderen Stelle verhakt hat. 

 

4. Jetzt, da die Amtszeit als Dekan endet, können Sie sich wieder mit vollen Kräften Ihrer Forschung widmen. Verraten Sie uns, welchen Themen Sie sich nun widmen werden? 

Für mein Forschungssemester im Sommer habe ich mir vor allem drei Themen vorgenommen: Zum einen werde ich mich mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Aktiengesellschaften und anderen Unternehmen beschäftigen bis hin zu der Frage, ob wir es uns irgendwann vorstellen können, dass eine Kapitalgesellschaft ausschließlich von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert wird, wir sprechen insoweit von selbstfahrenden Kapitalgesellschaften. Zum anderen werde ich mich weiterhin intensiv mit elektronischen Wertpapieren beschäftigen, zu denen der Gesetzgeber jüngst ein eigenes Gesetz verabschiedet hat, das bereits in diesem Jahr erneut reformiert werden soll. Schließlich möchte ich einer Frage nachgehen, mit der ich mich bereits einmal vor über 20 Jahren intensiv beschäftigt habe. Es geht um das richtige Beschlussmängelrecht für die GmbH, das im GmbH-Gesetz nicht kodifiziert ist. Die Frage wird lauten, ob das neue Beschlussmängelrecht für Personengesellschaften anstelle des aktienrechtlichen Beschlussmängelrechts auf die GmbH analog übertragen werden kann.

 

Im Namen der gesamten Fakultät und des Dekanats danken wir Prof. Casper für seinen unermüdlichen Einsatz und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!