Was ist ein Moot Court?

Ein Moot Court ist ein simuliertes Gerichtsverfahren oder Schiedsverfahren, bei dem Studierende als Anwältinnen und Anwälte für verschiedene Prozessparteien gegeneinander antreten. Im Mittelpunkt steht die intensive Auseinandersetzung mit einem meist fiktiven, aber komplexen rechtlichen Sachverhalt. Die Teilnehmenden verfassen juristische Schriftsätze, entwickeln Strategien und treten in einer mündlichen Verhandlung vor einer Richterbank auf. Ziel ist es, die juristische Argumentation und Rhetorik zu schulen und zu verfeinern, indem theoretisches Wissen in die Praxis umgesetzt wird.


Warum solltest Du an einem Moot Court teilnehmen?

Die Teilnahme an einem Moot Court ist eine der bereicherndsten Erfahrungen, die Jurastudierende machen können. Ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten immer wieder, dass der Moot Court das beste Semester ihrer Studienzeit war – und das aus gutem Grund!

1. Vertiefung der Fachkenntnisse

Im regulären Verlauf des Jurastudiums bleibt oft wenig Raum für die tiefgehende Auseinandersetzung mit einer konkreten rechtlichen Frage. Ein Moot Court bietet genau diese Gelegenheit: Durch die intensive Bearbeitung eines fiktiven Falles – von der Recherche über die Schriftsatzgestaltung bis hin zur Verhandlung – wird ein ganz anderes Niveau an Fachkenntnissen erreicht. Dabei wird nicht nur das Wissen in einem spezifischen Rechtsgebiet vertieft, sondern auch das juristische Handwerkszeug verfeinert, das für eine erfolgreiche Karriere unerlässlich ist.

2. Entwicklung von Schlüsselkompetenzen

Ein Moot Court ist weit mehr als nur eine juristische Übung – er ist eine Schule der Soft Skills. Hier werden Fähigkeiten geschult, die im Studium oft zu kurz kommen, aber im Berufsalltag von enormer Bedeutung sind:

  • Teamarbeit und Kommunikation: Das Erarbeiten eines Schriftsatzes ist eine hochgradig kollaborative Aufgabe, die den Teamgeist fördert. Ein erfolgreicher Moot Court erfordert ständige Abstimmung und das Finden gemeinsamer Lösungen.

  • Ausdauer und Organisation: Die Arbeit am Fall erfordert nicht nur juristische Kompetenz, sondern auch Disziplin, Zeitmanagement und Durchhaltevermögen, um in der intensiven Arbeitsphase zum Ziel zu kommen.

  • Rhetorische Fähigkeiten: In der mündlichen Verhandlung kommt es auf Überzeugungskraft, Argumentationsstärke und Schlagfertigkeit an. Die Teilnehmenden lernen, ihre Mandanten leidenschaftlich zu vertreten, gleichzeitig jedoch sachlich und überzeugend zu bleiben.

3. Praktische Anwendung des Gelernten

Moot Courts bieten die einmalige Gelegenheit, Theorie in die Praxis umzusetzen. Als Juristin und Jurist wird man später häufig vor echten Gerichten argumentieren, aber die Vorbereitung und das Training in einem Moot Court bieten einen entscheidenden Vorteil: Hier kann man sich Fehler leisten und daraus lernen, ohne die Folgen einer echten Gerichtsverhandlung zu tragen. In der mündlichen Phase des Wettbewerbs tritt man vor eine Richterbank und muss die Argumente klar und präzise darstellen – eine großartige Gelegenheit, die eigenen rhetorischen Fähigkeiten auf die Probe zu stellen.

4. Networking und Karrierechancen

Ein Moot Court ist nicht nur eine wertvolle akademische Erfahrung, sondern auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. Während des Wettbewerbs und in den Vorbereitungsphasen treffen Studierende auf Kommilitoninnen und Kommilitonen aus anderen Universitäten sowie auf Fachleute aus der Praxis, etwa aus renommierten Kanzleien und der Wirtschaft. Die Teilnahme kann den Einstieg in Praktika oder erste Jobangebote erheblich erleichtern. Zudem eröffnet das internationale Netzwerk, das durch Moot Courts geschaffen wird, neue Perspektiven für zukünftige Karrieren.

5. Internationale Erfahrung und Sprachkompetenz

Besonders in englischsprachigen Moot Courts verbessern die Teilnehmer:innen nicht nur ihre juristischen Fachkenntnisse, sondern auch ihre englischen Sprachkenntnisse. Dies ist eine wertvolle Fähigkeit, da internationale Verhandlungen und die Arbeit in global agierenden Kanzleien immer häufiger Englisch als Arbeitssprache erfordern. Die Reisen zu den Austragungsorten und das internationale Umfeld bieten zudem spannende kulturelle Einblicke und erweitern den Horizont der Teilnehmenden.


Das Moot Court Angebot an unserer Fakultät

Unsere Fakultät bietet eine Vielzahl an Moot Courts, die Studierenden unterschiedliche juristische Disziplinen näherbringen und die Chance bieten, sich auf verschiedenen Fachgebieten zu beweisen. Rechts in der Leiste und unten in der Tabelle findest Du eine Übersicht der derzeit verfügbaren Moot Courts.

Jeder dieser Wettbewerbe bietet einzigartige Herausforderungen und die Möglichkeit, sich auf spezifische Rechtsgebiete zu spezialisieren. Die Teilnahme an einem Moot Court kann den entscheidenden Unterschied machen – nicht nur für die akademische Ausbildung, sondern auch für die persönliche und berufliche Entwicklung.


Ein Moot Court ist daher nicht nur ein Wettbewerb – es ist eine Chance, sich auf eine der spannendsten und praxisnahesten Erfahrungen während des Jurastudiums einzulassen. Du wirst nicht nur deine juristischen Fähigkeiten verbessern, sondern auch wertvolle persönliche und berufliche Kontakte knüpfen. Mach mit und erlebe eine Erfahrung, die dich weit über das Studium hinaus prägen wird!

 

Moot Court Rechtsgebiet Sprache Semester Aufwand Freisemester
National          
Verfassungsrechtlicher Moot Court Verfassungsrecht Deutsch 1.-4. gering

Nein

Soldan Moot Court Prozess-/Anwaltsrecht Deutsch Ab 2. mittel

Nein

bundesweiter Moot Court im Strafrecht (MCS) Strafrecht und Strafprozessrecht Deutsch ab 3. gering Nein
International          
Willem C. Vis Moot UN-Kaufrecht und Schiedsverfahrensrecht Englisch Ab 2. hoch Ja
Jessup Moot Court Völkerrecht Englisch Ab 2. hoch Ja

John H. Jackson Moot Court

Internationales Handelsrecht Englisch Ab 2. hoch Ja

PAX Moot

Internationales Privatrecht Englisch Ab 2. mittel Nein

ICC International Commercial Mediation Competition

Mediation Englisch Ab 2. mittel

Nein

European Law Moot Court

EU-Recht Englisch und Französisch Ab 2. mittel bis hoch n/a
Concours Cassin  EMRK Französisch Ab 5., ab dem 3. auf Anfrage mittel n/a

 

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Moot Court

1. Muss ich Vorwissen in den jeweiligen Rechtgebieten der Moot Courts haben?

Nein, ein umfassendes Vorwissen in den jeweiligen Rechtgebieten ist nicht zwingend erforderlich. Während der schriftlichen Phase bleibt in der Regel genügend Zeit, sich intensiv in das jeweilige Rechtsgebiet einzuarbeiten. Du wirst durch die Recherche und das Erstellen des Schriftsatzes Schritt für Schritt in die Materie eingeführt, sodass du auch ohne tiefgreifende Vorkenntnisse erfolgreich teilnehmen kannst.


2. Wie wirkt sich die Teilnahme an einem Moot Court auf meinen Freischuss aus?

Die Teilnahme an einem zeitintensiven Moot Court kann sich positiv auf deinen Freischuss auswirken. Laut § 25 Abs. 2 Nr. 5 JAG NRW wird ein Freisemester gewährt, wenn der Arbeitsaufwand des Moot Courts mindestens dem von 16 Semesterwochenstunden entspricht und ein Leistungsnachweis erworben wird. Dies bedeutet, dass die intensive und anspruchsvolle Teilnahme an einem Moot Court als gleichwertig zu einem Semester an Arbeitsaufwand anerkannt wird.


3. Mein Wunsch-Moot Court ist noch nicht an der Universität Münster. Was kann ich tun?

Auch wenn der Moot Court, an dem du gerne teilnehmen möchtest, derzeit nicht an unserer Universität angeboten wird, musst du nicht aufgeben. Es gibt viele Moot Courts, die noch nicht an unserer Fakultät angesiedelt sind. Falls du ein Team gründen möchtest, nimm gerne Kontakt mit der Moot Court Koordination der Universität Münster auf. Du erreichst uns unter der E-Mail-Adresse: leonard.arp@uni-muenster.de. Wir unterstützen dich bei der Gründung und Organisation deines eigenen Teams, sodass du auch außerhalb des bestehenden Angebots an einem Moot Court teilnehmen kannst.


4. Wie viel Zeit sollte ich für die Vorbereitung auf einen Moot Court einplanen?

Das hängt vom jeweiligen Moot Court ab. Die Vorbereitung auf einen Moot Court kann einen erheblichen zeitlichen Aufwand erfordern. In der schriftlichen Phase (Vorrunde) solltest Du insgesamt mit mindestens 10 bis 15 Stunden pro Woche rechnen, um den Schriftsatz sorgfältig zu recherchieren und zu verfassen. In der mündlichen Phase (Endausscheidung) kann der Aufwand noch intensiver werden, da Du Deine Argumente weiter verfeinerst und dich auf die Verhandlung vorbereitest. Insgesamt solltest du also mehrere Monate für die vollständige Vorbereitung einplanen. Der Aufwand kann jedoch je nach Komplexität des Falles und deinem eigenen Arbeitstempo variieren.


5. Wie bereite ich mich am besten auf die mündliche Verhandlung vor?

Die mündliche Verhandlung ist der Höhepunkt eines jeden Moot Courts und erfordert eine gründliche Vorbereitung. Du solltest dich intensiv mit deinem Schriftsatz und den Argumenten der Gegenseite auseinandersetzen. Übe das freie Sprechen und die Argumentation vor anderen, idealerweise in simulierten Verhandlungssituationen. Achte dabei besonders auf deine Rhetorik: Wie überzeugend kannst du dein Wissen und deine Argumente präsentieren? Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Reaktionsfähigkeit: Sei bereit, auf spontane Fragen der Richter zu antworten und deine Position flexibel zu verteidigen. Tägliches Üben und die Vorbereitung auf mögliche Einwände helfen, Sicherheit und Schlagfertigkeit zu entwickeln.


Falls du noch weitere Fragen hast oder Unterstützung benötigst, stehen wir gerne zur Verfügung. Der Moot Court ist eine einzigartige Möglichkeit, deine juristischen Fähigkeiten zu vertiefen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Nutze diese Chance und tritt in die Fußstapfen zahlreicher erfolgreicher Absolventen!