
Freitag, den 23.05.2025, fanden sich am Nachmittag rund 400 Gäste – Absolvent:innen, gemeinsam mit Familie und Freunden – in der Aula des Schlosses ein, um ihre bestandene erste juristische Prüfung zu feiern.
Der Dekan Prof. Dr. Peter Oestmann eröffnete die Examensfeier mit einer kurzen Begrüßungsrede. Er gratulierte den Absolvent:innen zu ihrem bestandenen Examen. In seiner Rede ging er auf die Herausforderungen des Jurastudiums ein und spannte einen Bogen von Goethes „Faust“ über Naturrecht bis zur künstlich angelegten Umgebung des Aasees. Er hob hervor, dass nach dem Examen wieder Zeit für Schönes bleibe – etwa Kunst. In diesem Jahr verzichte die Fakultät daher auf die üblichen Gummibärchen und verschenkt stattdessen drei eigens gestaltete Kunstpostkarten, entstanden in Zusammenarbeit mit einem lokalen Künstler. Auch auf eine kleine juristische Anekdote im Zusammenhang mit dem Vertragsschluss wurde augenzwinkernd eingegangen. Abschließend betonte der Dekan die guten Berufsaussichten der Absolvent:innen und gratulierte nochmals im Namen der Fakultät.
Er übergab das Wort an Herrn Dr. Jungermann, Stellvertretender Vorsitzender des JPA Hamms und Richter am OLG Hamm. Dieser stellte zunächst fest, dass alle Examinierten heute eines verbinden würde: ihre Liebe zum Recht. Jura sei schließlich „geil“. Mit der Jurisprudenz sei es schließlich – in Goethes Worten – wie mit dem Bier, das erste Mal schauert man, doch hat man’s einmal getrunken, kann man’s nicht mehr lassen. Er selbst habe seine eigene Studienzeit in vollen Zügen genossen und die Examinierten hätten mit dem Studienort Münster die richtige Wahl getroffen. Unter anderem auch wegen der tollen Professor:innen, die diese nicht nur optimal auf das Examen vorbereitet hätten, sondern auch das JPA Hamm tatkräftig unterstützten. Dabei sei es entscheidend, dass man nicht nur auswendig lernen, sondern Verständnis für das Recht entwickle. Umso mehr, weil Recht und Gesetz derzeit mit Füßen getreten würden. Es sei die Aufgabe der Absolvent:innen das System zu schützen, die wehrhafte Demokratie zu stärken und für Recht und Gerechtigkeit einzustehen. Sie sollen „mehr Recht wagen“.
Im Anschluss sprach Christian Hovestadt, der Vorsitzende der Fachschaft Jura. Er warf einen Blick auf die nun vergangene Studienzeit der Absolventinnen und Absolventen. Von der O-Woche und dem Kauf des ersten Fahrrads, bis zum Überstunden machen im RWS in der Examensvorbereitung. Dabei hätten die Absolventinnen und Absolventen einer wahren Belastungsprobe Stand gehalten, bei der sie Selbstständigkeit und Resilienz gelernt, aber ebenso Freunde fürs Leben gefunden hätten.
Prof. Dr. Bernd Hartmann, LL.M. (Viriginia) von der Universität Regensburg hielt in diesem Semester die Festrede und kehrte dafür an seine Alma Mater zurück.
Unter dem Eindruck aktueller rechtsstaatlicher Herausforderungen schlug er in seiner Rede einen Bogen von der US-amerikanischen zur deutschen Rechtswirklichkeit.
Zum Einstieg berichtete er von Rachel Cohen, einer Harvard-Absolventin und Anwältin einer Großkanzlei in Chicago, die im März diesen Jahres durch ihr entschiedenes Eintreten für rechtsstaatliche Prinzipien Aufmerksamkeit erregte. In einem offenen Brief hatte sie angekündigt, ihre Kanzlei zu verlassen, sollte diese sich nicht öffentlich gegen Maßnahmen der Trump-Regierung positionieren, welche sie als Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit wertete. Hintergrund waren zahlreiche „executive orders“ Trumps, durch die unter anderem einzelnen Kanzleien, so auch Cohens Kanzlei „Perkins Coie“, zum Beispiel der Zugang zu Regierungsbehörden verweigert werden sollte oder die die Stornierung von Regierungsverträgen mit den Kanzleien vorsahen. Dabei handelte es sich bei den angegriffenen Kanzleien vor allem um solche, die in der Vergangenheit Positionen gegensätzlich zu Trumps unterstützt hatten.
Nach diesem Blick in die Vereinigten Staaten richtete der Redner seine Aufmerksamkeit auf aktuelle Entwicklungen in Deutschland. Er thematisierte insbesondere die rechtspolitisch und juristisch kontrovers diskutierte Weisung des Bundesinnenministers Dobrindt zur Durchführung strenger Grenzkontrollen. In diesem Zusammenhang verwies er auf eine Aussage des GdP-Vorsitzenden Andreas Roßkopf, der die Verantwortung für etwaige Zurückweisungen klar beim Innenministerium sah. Hartmann betonte hingegen, dass auch die einzelne Beamtin oder der einzelne Beamte die rechtliche Verantwortung für ihr oder sein Handeln nicht vollständig abgeben könne. Es liege in der Verantwortung der Beamt:innen Zweifel an der rechtmäßigen Durchführung auch zu äußern.
Zum Abschluss richtete Hartmann, der die Universität Münster scherzhaft als das „Harvard Europas“ bezeichnete, den Blick in die Zukunft der frisch examinierten Jurist:innen. Er ermutigte sie, auch über das Examen hinaus die Auseinandersetzung mit den Grundlagen des Rechts, etwa aus Geschichte, Philosophie oder Soziologie, zu pflegen. Sie seien gut gerüstet den Verfassungsstaat und die freiheitlich demokratische Grundordnung zu verteidigen.
Seine Rede beendete der Festredner schließlich mit einem Appell an alle Anwesenden:
„Bitte verteidigen Sie den Rechtsstaat“.
Abschließend legte er den Absolvent:innnen noch seinen persönlichen Wunsch ans Herzen: dass sie das gleiche Privileg genießen können wie er, in Friedenszeiten zu leben.
Ganz persönlich und mit persönlichem Präsent in Form von einzigartigen Postkarten gratulierte Prof. Dr. Oestmann anschließend den Absolvent:innen.
Es folgten sodann die Glückwünsche von Prof. Dr. Fabian Wittreck, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Vorstandes des Freundeskreis Rechtswissenschaften die Ehrung der Absolvent:innen mit der Note „Gut“ oder besser übernahm.
Auf Einladung des Freundeskreises Rechtswissenschaft und mit tatkräftiger Unterstützung der Fachschaft Jura Münster ließen die Gäste den Festakt bei einem Sektempfang im Foyer des Schlosses ausklingen.
Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet von Christian Muche (Klavier).
Wir beglückwünschen alle Absolventinnen und Absolventen des Wintersemesters 2024/2025 und hoffen, Sie auch in Zukunft bei der ein oder anderen Gelegenheit an Ihrer Alma Mater begrüßen zu dürfen!
Die Bilder der Absolventinnen und Absolventen sind abrufbar über den Sciebo-Ordner Examensfeier 2025.
Der Ordner ist durch ein Passwort geschützt, das Sie per E-Mail an presse.jura@uni-muenster.de erfragen können.