Ausgenommen - Menschenrechte in der Fleischindustrie

Ausgenommen – Menschenrechte in der Fleischindustrie

Online-Panel

Ort und Zeit: Donnerstag, 9. Juli 2020, 16.00 Uhr - Zoom

Dokumentation: Youtube

Materialien: hier

Nach dem neuesten Corona-Ausbruch in einem Schlachtbetrieb der Firma Tönnies flammt die Diskussion über Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie neu auf. Im Zentrum der Kritik stehen die Verletzung von Arbeitsschutzstandards, ausbeuterische Arbeitsbedingungen, aber auch die menschenunwürdige Unterbringung der Arbeiter:innen. Der jüngste Corona-Ausbruch in Gütersloh ist wie ein Brennglas für diese Problematiken in der Fleischindustrie.

Doch die Diskussion und das Wissen um die Missstände sind nicht neu. So schlug bereits 2014 eine Recherche der Journalistin Anne Kunze über die schlechten Arbeitsbedingungen in niedersächsischen Schlachthöfen Wellen, ohne dass sich seitdem etwas geändert hätte. Bereits 2005 setzten die Vereinten Nationen das Thema „Business and Human Rights“ auf die Agenda. Bietet die aktuelle Krise eine Gelegenheit, Menschenrechtsstandards nicht nur in Lieferketten, sondern auch in deutschen Betrieben durchzusetzen?

Das Online-Panel greift die aktuellen Geschehnisse auf und fragt aus juristischer, soziologischer und publizistischer Perspektive, wie Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie nachhaltig verbessert werden können. Die Referentinnen werden zunächst unter der Moderation von Prof. Markard miteinander in den Austausch kommen; im Anschluss wird es noch Zeit für Fragen von den Zuhörer:innen  gegeben.

Um an dem Online-Panel teilzunehmen, melden Sie sich bitte vorab per Mail an: imr.kontakt@uni-muenster.de. Sie bekommen dann die Zugangsdaten von uns zugeschickt.

Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und im Nachgang zum Online-Abruf verfügbar gemacht werden.

Der Zoom-Link wird angemeldeten Teilnehmer:innen kurz vor Veranstaltungsbeginn per E-Mail zugesendet. Teilnehmer:innen können an der Veranstaltung nur ohne eigenes Video und ohne eigenen Ton teilnehmen und keinen Bildschirm teilen, um einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten. Fragen an die Referent:innen können Sie im Chat stellen. Wir behalten uns vor, Teilnehmer:innen bei störendem Verhalten im Chat von der Veranstaltung auszuschließen.

Referent:innen:

Elena Strato ist Beraterin und Bildungsreferentin im Projekt „Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten“, das sich für die Beratung und Unterstützung von Arbeitnehmer:innen aus den EU-Mitgliedsstaaten in arbeits- und sozialrechtlichen Fragen einsetzt. Das Projekt ist angesiedelt bei der Arbeitsgemeinschaft Arbeit & Leben DGB/VHS in Nordrhein-Westfalen.

Anne Kunze ist Journalistin und Redakteurin im Ressort Investigativ der Zeitung Die Zeit. Sie recherchiert schwerpunktmäßig zu Missständen und Ausbeutungsverhältnissen in der deutschen Industrie und veröffentlichte bereits mehrere Artikel zur deutschen Fleischindustrie. Ihre Reportage „Die Schlachtordnung“ über die Lebens- und Arbeitsbedingungen von osteuropäischen Werkvertragsarbeitern in der niedersächsischen Schlachtindustrie erhielt mehrere Auszeichnungen.

Dr. Miriam Saage-Maaß ist Rechtsanwältin und stellvertretende Legal Director des European Centre for Constitutional and Human Rights (ECCHR), wo sie unter anderem an den Verfahren gegen Kik und Lidl zur Ausbeutung pakistanischer Arbeiter:innen arbeitete. Außerdem lehrt, schreibt und forscht sie zur Frage der juristischen Verantwortung von Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in globalen Zulieferketten. Zu ihren Publikationen gehören "Zivil- und strafrechtliche Unternehmensverantwortung für Menschenrechtsverletzungen" (2017) und "Die Durchsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten von Unternehmen: Zivilrechtliche Haftung und Berichterstattung als Steuerungsinstrumente" (2018). (Foto:  Nihad Nino Pušija).

Prof. Dr. Eva Kocher ist Professorin für Bürgerliches Recht und Europäisches und Deutsches Arbeitsrecht an der Europa Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören das europäische, internationale und vergleichendes Arbeitsrecht und das Recht der Gleichbehandlung, der Gleichstellung und des Diskriminierungsschutzes. Zudem widmet sie sich der Rechtssoziologie und der interdisziplinären Arbeitsrechtsforschung und forscht zu Transnationalen Sozialstandards/ CSR/Verhaltenskodizes.

 

Materialien

Bosch, Gerhard/ Hüttenhoff, Frederic/ Weinkopf, Claudia/ Kocher, Eva/ Fechner, Heiner: Kontrolle und Durchsetzung von Mindestarbeitsbedingungen - Einhaltung von Mindestlohnansprüchen am Beispiel des Bauhauptgewerbes, der Fleischwirtschaft und des Gastgewerbes, Working Paper Forschungsförderung 95, Hans-Böckler-Stiftung Düsseldorf (2018)

Kunze, Anne: Die Schlachtordnung, DIE ZEIT Nr. 51/2014, (11. Dezember 2014)

Arbeit und Leben - DGB/VHS NRW e.V.: aktuelle Berichte aus der Praxis

Ajder, Corina/ Saage-Maass, Miriam/ Vanpeperstraete, Ben (European Center For Constitutional and Human Rights e.V.): Das „kranke“ System der Textilindustrie - Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in Krisenzeiten, Positionspapier (2020)

Paasch, Armin/ Saage-Maaß, Miriam/ Leifker, Maren (Initiative Lieferkettengesetz): Globale Lieferketten in der Corona-Krise: Menschenrechte auf dem Abstellgleis? (2020)