2. Dialog Internationales Familienrecht
Am 10./11. Mai 2019 fand in Marburg die zweite Tagung der von Dr. Kerstin Niethammer-Jürgens, Prof. Dr. Bettina Heiderhoff, Prof. Dr. Christine Budzikiewicz, und RiBGH Prof. Dr. Frank Klinkhammer begründeten Reihe „Dialog Internationales Familienrecht“ statt.
Die sieben Fachvorträge hatten diesmal allesamt praxisrelevante Fragen des Internationalen Familienverfahrens zum Gegenstand. Zunächst ging es insbesondere um die Interessen des Kindes im Verfahren.
Prof. Dr. Rüdiger Ernst mahnte in seinem Vortrag zu „Standards für Kindesanhörungen im internationalen Familienverfahren“ zu hohen, aber nicht von nationalen Ansichten vorgeprägten Standards. Prof. Dr. Heiderhoff zeigte auf, dass das Kindeswohl bei der Bestimmung der Zuständigkeit zu häufig als Scheinargument verwendet werde.
In einem zweiten Block arbeitete Prof. Dr. Anatol Dutta von der LMU „Rechtshängigkeitskonflikte und Zuständigkeitskonflikte bei Scheidungsfolgesachen im europäischen Familienverfahrensrecht“ heraus und entdeckte hier erstaunliche Inkonsistenzen. Im Anschluss berichtete Dr. Andrea Schulz von der Reform der Brüssel-IIa-Verordnung und erläuterte dabei vor allem, wie es zu den mehrschichtigen Vollstreckungsvorschriften kam.
Der zweite Dialogtag begann mit einem Vortrag von Prof. Dr. Dirk Looschelders zu Abgrenzungsfragen bei den Güterrechts-Verordnungen, wobei ganz unterschiedliche Dinge erörtert wurden – wie etwa die Einordnung der gleichgeschlechtlichen Ehe und die Behandlung des Nebengüterrechts. Im Anschluss bot Dr. Jens Scherpe aus Cambridge mit seinem Referat nähere Informationen über die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten bei der Scheidung vor englischen Gerichten. Die Tagung schloss mit einem Bericht von Prof. Dr. Frank Klinkhammer, der die jüngste Rechtsprechung seines BGH-Senats und dabei vor allem die neuen Leihmutter-Entscheidungen zum Gegenstand hatte.
Wie schon im letzten Jahr konnte auch diesmal das Kernanliegen des Dialogs, also der konzentrierte Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis, erreicht werden. Die rund 60 ausgewählten Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus allen Berufsfeldern brachten ihr großes Fachwissen im konstruktiven Dialog ein. So konnten noch über die Vorträge hinaus viele Fragen geklärt und neue Denkansätze ausgetauscht werden.