Am 15. September 2017 veröffentlichte die European Law Students’ Association (ELSA) zum 16. Mal den Fall für den Moot Court im WTO-Recht.
Ab diesem Zeitpunkt schlüpften wir, Paul Schwarz, Matthes Kohmüller und Milena Plocki in die Rollen eines Internatioanl Trade Lawyers und beschäftigten uns mit den Rechtsfragen des Falles und schrieben die Plädoyers der beiden Streitparteien.
Unser fiktiver Fall kreiste um die sehr reale Abwägung von Klimaschutz und Freihandel. Der vom Klimawandel stark bedrohte Inselstaat Borginia erlässt ein Gesetz, nach dem Baumwollstoffe nur noch unter dem Namen „Baumwollstoff“ verkauft werden dürfen, wenn sie mit klimaneutralen Produktionsmethoden hergestellt wurden. Außerdem werden Steuern erhoben, die nach dem in der Herstellung ausgestoßenen CO2 berechnet werden. Mit den Erlösen subventioniert Borginia die heimische Textilwirtschaft. Das Nachbarland Syldavia fürchtet deshalb um seine Textilexporte und strebt ein Streitbeilegungsverfahren vor einem WTO-Panel an. Es galt nun die Interessen dieser beiden Staaten vor dem WTO Panel zu vertreten.
Technische Handelsregulierungen, Importzölle und Subventionen. Diese Themen sind nicht nur im tagespolitischen Diskurs wichtig, sondern auch aus juristischer Sicht spannend. Oft bis spät in die Nacht feilten wir an unseren Schriftsätzen, lasen Urteile oder versuchten auch einfach nur zu verstehen, welcher Moment in der Baumwollstoffproduktion wie schädlich für das Weltklima ist. Wir alle werden wohl zukünftig beim Kauf eines Baumwollproduktes immer an den Inselstaat Borginia zurückdenken
Betreut wurden wir von unserem Coach Patrick Wasilczyk, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für öffentliches Recht, Völker- und Europarecht sowie empirische Rechtsforschung von Prof. Dr. Petersen. Wir trafen uns mehrmals die Woche, um die inhaltlichen Probleme, aber auch stilistische Fragen der Schriftsätze und relevante WTO-Rechts Fälle zu besprechen. Durch sein Feedback und seine Fragen hat Patrick dafür gesorgt, dass unsere Argumentation wasserdicht ist, und uns vieles beigebracht, was uns in Zukunft weiterhelfen wird.
Am 15. Januar 2018 konnten wir auf die Abgabe unserer Schriftsätze anstoßen. Nach ein paar Tagen Pause begann dann die mündliche Phase des Wettbewerbs. Wir übten von nun an, in der knapp bemessenen Redezeit unsere Argumente vorzutragen, und auf Nachfragen der Panellists gekonnt zu antworten. Wir probten nicht nur mit unserem Coach, sondern fuhren auch zu Hogan Lovells nach Düsseldorf und zu Shearman & Sterling nach Frankfurt am Main. Außerdem bekamen wir von vielen anderen Unterstützern, ehemaligen Teilnehmern und am WTO-Recht Interessierten wertvolle Tipps für die Regionalrunde.
Am 5. März war es dann endlich so weit: Wir fuhren nach Wroclaw in Polen, wo wir auf 22 andere Teams aus ganz Europa trafen. Die großartige Kulisse und die tolle Organisation durch ELSA Wroclaw machten den Wettbewerb zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Unsere Pleadings gegen Teams aus Dänemark und der Türkei verliefen gut. Es hat großen Spaß gemacht, nach der intensiven Vorbereitung die anderen Teams zu sehen und mit Experten über den Fall zu diskutieren.
Leider haben wir es nicht unter die vier besten Teams geschafft, die sich für die Finalrunde in Genf qualifizieren. Nach anfänglicher Enttäuschung überwiegt der Stolz darüber, auf diesem hohen Niveau mitgehalten zu haben und neue Bekanntschaften mit Studierenden aus Iran, über die Türkei bis nach Spanien geschlossen zu haben. Auch wenn der Wettbewerb für uns mit Abschlussparty und Gala-Dinner in Wroclaw zu Ende ging, werden uns die vielen Bekanntschaften auf unserem weiteren Weg begleiten.
Der Moot Court war eine großartige Erfahrung für uns. Wir haben viel gelernt, nicht nur über das WTO Recht, sondern auch darüber, wie man selbstständig und im Team arbeitet.
Wir danken dem Freundeskreis Rechtswissenschaft, ohne dessen finanzielle Unterstützung der unsere Teilnahme an dem Moot Court nicht möglich gewesen wäre. Außerdem gilt unser Dank allen Korrekturlesern und Zuhörern, insbesondere Patrick Wasilczyk für die vielen guten Ratschläge.
Matthes Kohmüller, Milena Plocki, Paul Schwarz