Erfahrungsbericht 2017/ 2018

Sind Küstenstaaten gegen das Eindringen von datensammelnden Unterwasserdronen in ihr Territorium machtlos? Unter welchen Umständen ist die Entscheidung eines Schiedsgerichtsverfahrens für ungültig zu erklären? Können einige Staaten gewohnheitsrechtlich verpflichtet sein von nuklearer Aufrüstung abzusehen? Sind dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Grenzen gesetzt? Sind seine Resolutionen durch den IGH überprüfbar und wie weit reicht der Entscheidungsspielraum des Sicherheitsrates?

Das diesjährige Münsteraner Jessup Moot Court Team durfte sich genau mit diesen hochaktuellen Fragen ein halbes Jahr lang tiefgehend auseinandersetzten.

Mit dem Zeitplan im Kopf und dem Kennenlernen der restlichen Teammitglieder begann für uns (Elisabeth von Rosenstiel, Tobias Wirthle, Johannes Jacob, Lena Köhn und Hanna Tekle) die ganz eigene aufregende #jessupjourney.

Nachdem wir uns bereits oberflächlich an die einzelnen Themen herangewagt hatten, konnte es im September nach der Veröffentlichung des Sachverhalts so richtig losgehen. Im Büro in der AUB recherchierten wir über Monate hinweg und tauchten tief in spezifische Felder des Völkerrechts ein, was nicht selten wirklich spannenden und hilfreichen Diskussionen innerhalb des Teams mit sich brachte. Zudem führte unsere Betreuerin Jana Lohmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Herr Prof. Dr. Petersen, parallel zur Schriftsatzphase Rhetorikeinheiten durch. Diese wurden nach der Fertigstellung unserer Memorials im Januar intensiviert. Unser Ziel, die erarbeiteten Standpunkte auch überzeugend plädieren zu können, wurde zum Hauptbestanteil unserer Arbeit. In zahlreichen Probepleadings folgten Anwälte der Großkanzlei Allen & Overy in Frankfurt, Professoren der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Jessup-Alumni und andere Unterstützer unseres Teams unseren Vorträgen und gaben hilfreiches Feedback.

 Aber auch der Teamgeist durfte während der ganzen Zeit nicht zu kurz kommen, erkannten wir doch schnell unsere gemeinsame Leidenschaft fürs Kochen (und Essen), was uns schnell den Beinamen „Team Culinaria“ sicherte. Frisch gekochtes Mittagessen auf gesteigertem Niveau und gemeinsames Backen nach der Büroarbeit schweißte uns noch mehr zusammen.

Der nationale Vorentscheid wurde in diesem Jahr vom Walther-Schücking-Institut für internationales Recht vom 28.02.-04.03.18 in Kiel ausgerichtet. Nach der Aushändigung der bis dahin unbekannten Memorials, standen mit der Hertie School of Governance, der LMU  München, der FU Berlin und der Bucerius Law School unsere Gegner in der Vorrunde fest.

Vor der beeindruckenden Kulisse des Kieler Landtags fanden die unglaublich spannenden Matches gegen die Teams auf Augenhöhe statt. Und auch die ehrenamtlichen Richter*innen waren mit dem Fall bestens vertraut und buhlten darum, die nächste der vielen Fragen stellen zu dürfen. Leider konnte sich unser Team nicht für das Finale in Washington D.C. qualifizieren. Dennoch schlossen wir die Matches mit der Gewissheit ab, wirklich stolz auf uns selbst und aufeinander sein zu können. Der diesjährige Preisträger ist das Team der LMU München, gefolgt von der Hertie School of Governance aus Berlin.

Das Organisationsteam um Prof. Dr. von Arnauld mit Jens Kaiser und Torben Herber als national administration leistete ganze Arbeit! Sie sorgten dafür, dass zu jeder Zeit eine sehr angenehme Atmosphäre bestand, trotz der Konkurrenz der einzelnen Teams, und der Ablauf reibungslos verlief.

 Während des Announcement-Dinners und der Gala am letzten Abend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich universitätsübergreifend auszutauschen, neue Bekanntschaften zu knüpfen und sich mit den als Richter*innen fungierenden Koryphäen des Völkerrechts auszutauschen (und die ein oder andere Stelle im vielgelesenen Kommentar zu diskutieren).

Rückblickend sind wir uns alle einig, aufgrund der Teilnahme am Jessup Moot Court sehr an uns selbst gewachsen zu sein. Von der umfangreichen Rechercheerfahrung, über die Fähigkeit eine Fülle von vielschichtigen Problemen des Völkerrecht mündlich und im Fachenglisch überzeugend darstellen zu können, bis hin zur engen Arbeit im Team (und dem ein oder anderem neuen Rezept), nehmen wir hilfreiche Lehren mit auf unsere weiteren Wege.