Kurzbericht Side Event (europ. Polizeikongress)
Der Lehrstuhl für Kriminologie war auf dem 27. europäischen Polizeikongress am 16. und 17. April in Berlin vertreten. In einem von Prof. Stefanie Kemme und Prof Wilfried Honekamp (von der Deutschen Hochschule der der Polizei) durchgeführten wissenschaftlichen Side Event ging es um Künstliche Intelligenz (KI) und deren Auswirkung auf polizeiliche Praxis. In diesem Zusammenhang gab es verschiedenste Impulsvorträge mit anschließender Diskussion. Ein thematischer Bereich der Veranstaltung fokussierte technische Aspekte und Möglichkeiten: Dr. Felix Hamborg vom Cybercrime-Kompetenzzentrum des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen stellte Potenziale der Auswertung von Kriminalitätsereignissen mithilfe KI vor. Im Anschluss widmete sich Prof. Johannes Fähndrich der Bedeutung von Thinking Machines – und in diesem Zusammenhang dem automatischen Schlussfolgern in der Polizeiarbeit. Matthias Brunnbauer vom Bundeskriminalamt ging insbesondere auf Potentiale und Gefahren von Large Language Models aus der polizeilichen Sicht ein. Dr. Martin Hofer von der Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS) verwies in seinem Vortrag ebenfalls auf Herausforderungen und Lösungsansätze von KI. Prof. Thomas-Gabriel Rüdiger von der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg bezog sich zudem auf gegenwärtige und möglicherweise künftige Erscheinungsformen von Automatisierung und Robotisierung in der Polizeiarbeit. In einem weiteren Vortag legte Dr. Christian Waldtmann von dem Unternehmen Eviden den Fokus auf den Einsatz KI-basierter Technologien zur besseren Bewältigung von Massendelikten. Den Einsatz von KI bei der Auswertung von großen Bild - Datenmengen durch die Polizei thematisierte ebenfalls Prof. Niclas-Frederic Weisser von der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen, allerdings vor allem auch unter Berücksichtigung rechtlicher Fragestellungen. Dr. Robert Pelzer von der TU Berlin zeigte zudem Herausforderungen des Einsatzes von KI-Tools zur polizeilichen Auswertung von neuen digitalen Kommunikationsräumen auf. Dr. Simon Egbert von der Universität Bielefeld verwies auf den Themenkomplex Predictive Policing in Deutschland – und ging dabei auf den aktuellen Stand sowie zukünftige Entwicklungen ein. Weiterhin nahm Dr. Tamina Preuß von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg insbesondere „Lügendetektion“ in den Blick und thematisierte KI-basierte Wahrheitsfindungsprozesse im Zusammenhang mit Polygraphie. Nicht zuletzt spielt KI auch in der polizeilichen Ausbildung eine Rolle, weshalb sich Silvio Berner von der Hochschule der sächsischen Polizei der Rolle von KI in der Lehre in Polizeistudiengängen widmete. In weiteren Vorträgen wurde insbesondere auch die Bedeutung gesellschaftlicher Veränderungen in den Blick genommen. Diese thematisierten und reflektierten vor allem Prof. Roman Povalej von der Polizeiakademie Niedersachsen sowie Prof. Dirk Labudde von der Hochschule Mittweida. Insgesamt wurden auf dem wissenschaftlichen Side Event also aus heterogenen Perspektiven – polizeilichen, rechtlichen sowie unterschiedlichen sozialwissenschaftlichen – ein umfassender Blick auf KI und deren gegenwärtige und potenzielle Auswirkungen auf polizeiliche Praxis gegeben.