
Schwarzsein und Rassismus in Deutschland - Interdisziplinäre Perspektiven
Online-Panel
Ort und Zeit: Freitag, 12. Juni 2020, 16.00 Uhr - Zoom
Dokumentation: https://www.youtube.com/watch?v=scTaGRDCyRk
In den USA protestieren zehntausende Menschen gegen Rassismus, viele von ihnen unter dem Slogan "Black Lives Matter". Auch in Deutschland greifen Proteste gegen institutionellen und gesellschaftlichen Rassismus Platz. Doch das Sprechen über Rassismus und über Schwarzsein in Deutschland begegnet großen Widerständen. Rassismus-Erfahrungen werden als Einzelfälle oder als Überempfindlichkeit abgetan. Die Vermeidung von Begriffen, die Schwarze Menschen diskriminieren, wird als "political correctness" veralbert oder bekämpft. Aus den Erkenntnissen der NSU-Untersuchungsausschüsse über institutionellen Rassismus werden kaum Konsequenzen gezogen, stattdessen wehren sich Polizeigewerkschaften gegen einen vermeintlichen "Generalverdacht". Viele Fälle, in denen Schwarze Menschen in Polizeigewahrsam zu Tode gekommen sind, sind immer noch nicht aufgeklärt, während sich zivilgesellschaftliche Organisationen seit Jahrzehnten für die Abschaffung von racial profiling einsetzen.
Diese Web-Veranstaltung ergänzt aktivistische und publizistische Annäherungen an das Thema Schwarzsein und Rassismus in Deutschland um interdisziplinäre Analysen. Die Referent:innen beginnen mit kurzen Eingangs-Statements und kommen dann miteinander ins Gespräch. Im letzten Teil der Veranstaltung werden ausgewählte Fragen aus dem Zoom-Chat beantwortet.
Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und im Nachgang zum Online-Abruf verfügbar gemacht werden.
Der Zoom-Link wird angemeldeten Teilnehmer:innen kurz vor Veranstaltungsbeginn per E-Mail zugesendet. Teilnehmer:innen können an der Veranstaltung nur ohne eigenes Video und ohne eigenen Ton teilnehmen und keinen Bildschirm teilen, um einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten. Fragen an die Referent:innen können Sie im Chat stellen. Wir behalten uns vor, Teilnehmer:innen bei störendem Verhalten im Chat von der Veranstaltung auszuschließen.
Referent:innen:
Dr. Eddie Bruce-Jones ist Reader für Recht und Anthropologie sowie stellvertretender Dekan der School of Law am Birkbeck College der University of London. Er forscht zu Migration, Rassismus, Sexualität, Kolonialismus, staatlicher Gewalt und Citizenship. Zu seinen aktuellen Veröffentlichungen gehört Race in the Shadow of Law: State Violence in Contemporary Europe (Routledge, 2016). Bruce-Jones ist Mitglied des Board of Directors des Institute of Race Relations und der UK Lesbian and Gay Immigration Group, des Beirats des Centre for Intersectional Justice in Berlin. Er ist Redaktionsmitglied des Journal of Immigration, Asylum and Nationality Law und Essay-Redakteur des literarischen Magazins The Offing.
Dr. Emilia Roig studierte Public Policy an der Hertie School of Governance, promovierte an der Université Lumière Lyon 2 und der Humboldt Universität Berlin und war Visting Fellow an der Columbia Law School. Sie ist die Gründerin des Center for Intersectional Justice (CIJ), das seit 2017 Gleichstellungs- und Anti-Diskriminierungsarbeit in Deutschland und Europa durch eine intersektionale Perspektive zu verändern sucht. Das CIJ nutzt Advocacy und Politikberatung sowie Kampagnen und gezielte Öffentlichkeitsarbeit, um auf ineinandergreifende Formen von Diskriminierung aufmerksam zu machen und auf die politische Praxis Einfluss zu nehmen. (Foto: Susanne Erler)
Dr. des. Vanessa Thompson ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt. Zuvor war sie Fellow am Department of Black Studies an der University of California, Santa Barbara. Ihre Forschung und Lehre konzentriert sich auf kritische Rassismusforschung, post- und dekoloniale feministische Theorien, Black Studies,Theorien und Kritik der Versicherheitlichung sowie transformative und abolitionistische Gerechtigkeit. Thompson engagiert sich in diesen Bereichen auch zivilgesellschaftlich. Ihre letzte relevante Publikation zum Thema: „Hey, Sie da!“ Postkolonial-feministische Kritik der Polizei am Beispiel von Racial Profiling (In: Kritik der Polizei. Hrsg. von D. Loick, Campus Verlag, 2018). In ihrem aktuellen Projekt analysiert sie Formen des Polizierens von Schwarzen Menschen in Europa und die Widerstände dagegen.
Dr. Cengiz Barskanmaz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung in Halle, im Projekt "Conflict Regulation in Germany’s Plural Society". Seine Promotion Recht und Rassismus: Das menschenrechtliche Verbot der Diskriminierung aufgrund der Rasse, die er 2016 an der Humboldt-Universität zu Berlin verteidigte, erschien 2019. Barskanmaz studierte Jura an der KU Leuven in Belgien und an der HU Berlin und war Visiting Fellow an der Columbia Law School. Er ist Mitbegründer des Forschungsnetzwerks Critical Race Theory Europe und veranstaltete an der HU Berlin 2012 das erste Symposium on Critical Race Theory Europe. Zudem arbeitete er u.a. für die Open Society Justice Initiative zu strategischer Prozessführung im Bereich Antidiskriminierungsrecht und trat im Berliner Abgeordnetenhaus und im Bundestag als Experte zur Streichung des Begriffs "Rasse" aus der Berliner Verfassung und zur Strafverschärfung für Hassverbrechen auf. (Foto: Sonja Hamad)
Die Veranstaltung wird organisiert und moderiert vom Team des Lehrstuhls.