40. Münsterischer Versicherungstag
Samstag, 19. November 2022, 09:00 - 14:00 Uhr
Der 40. Münsterische Versicherungstag fand am Samstag, dem 19. November 2022, von 9 – 14 Uhr statt. Die traditionelle Vorabendveranstaltung fand am Freitag, dem 18. November 2022, ab 17:30 Uhr statt.
Programm
Ein Blick zurück und in die Zukunft. Seit 40 Jahren eine Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis. Seit 40 Jahren Forum für einen lebhaften Austausch zwischen den verschiedenen Beteiligten der Branche. Seit 40 Jahren alljährliches Wiedersehen in Münster.
Dieses Jubiläum nutzte Herr Marcus Loskant (CIO, LVM Versicherung) um einen Blick zurück auf die vergangenen 40 Jahre zu werfen. Besonders in den Fokus rückte er dabei die Themen, welche in den jeweiligen Jahren diskutiert wurde. Während hierbei etwa 1984 noch die AVB Inhaltskontrolle im Fokus stand, richtete sich der thematische Blick in den letzten Jahren immer mehr auf zukunftsweisende Themen wie InsurTechs und KI.
Aus der Perspektive der Wissenschaft hat Prof. Dr. Jan Lüttringhaus (Leibniz Universität Hannover) die W&I- und Contingent-Risk-Versicherungen beleuchtet. Besonders kritisch betrachtete er dabei die enge Verbindung zwischen dem Unternehmenskaufvertrag und dem W&I-Versicherungsvertrag. Hiermit handele man sich rechtliche Probleme im Bereich des § 444 BGB und bei Formerfordernissen ein. Versicherungsvertragsrechtlich stelle zudem die häufig versuchte, aber nicht in allen Fällen mögliche Einordnung als Großrisiko iSd § 210 VVG ein Problem dar. Weitere Konfliktstellen mit den VVG würden etwa im Bereich der §§ 19 ff. VVG, bei Risikoausschlüssen sowie verdeckten Obliegenheiten liegen.
Einen aktuellen Einblick in die Praxis bot Herr Burkhard Keese (CFO, COO und Council Member, Lloyd‘s of London). Im Fokus stand dabei der Umgang mit den aktuellen, unsicheren Zeiten, wobei er betonte, dass in diesen unsicheren Zeiten auch Chancen lägen. So herrsche momentan etwa ein viel größeres Risikobewusstsein. Besonders hervor hob Keese zudem das Thema Wordings und beschrieb unklare Wordings als eines der großen Probleme im aktuellen Markt. Dabei sah er es insbesondere auch in der Verantwortung der Juristen klare, eindeutige Wordings zu schaffen – es müsse drin stehen, was drin ist.
Die diesjährige Paneldiskussion fand unter der Moderation von Dr. Frank Grund (Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht, BaFin) statt. Dabei diskutierten Prof. Dr. Lena Rudkowski (Justus-Liebig-Universität Gießen) und Prof. Dr. Matthias Beenken (Fachhochschule Dortmund) über die Transparenz- und Beratungspflichten beim Vertrieb nachhaltiger Versicherungsprodukte. Einigkeit bestand dabei darin, dass, um sinnvoll über Nachhaltigkeit sprechen zu können, eine eindeutige, gemeinsame Definition und Begriffsverständnis erforderlich sei. Ebenfalls einig war man sich, dass es besser sei von den drei ESG-Kriterien zuerst einmal zu versuchen das E (Environment), konsequent zu verfolgen, anstatt allen drei Kriterien gleichzeitig gerecht werden zu wollen. Konträrer wurde hingegen die Frage diskutiert, ob das Thema Nachhaltigkeit über die Altersvorsorge hinaus auch in anderen Sparten eine Rolle spielen sollte. Rudkowski sah hierin zwar eine mögliche Chance, hatte aber auch Bedenken hinsichtlich damit einher gehender rechtlicher Risiken für den Versicherer und Vermittler. Beenken hingegen beschrieb, dass bereits die ersten Versicherer auch im Kompositbereich ihre Produkte mit Nachhaltigkeits-Elementen ausstatten würden. Wichtig sei dabei aber eine umfassende Beratung und vor allem auch entsprechende Beratungsdokumentation, sodass sich der Vermittler vor etwaig drohender Haftung schützen könne. Hierfür wiederum sei aber auch eine bessere Unterstützung der Vermittler durch die Versicherer erforderlich.
Ein Jubiläum feierte auch die Verleihung des Helmut-Kollhosser-Preises. Zum fünfzehnten Mal wurde eine überdurchschnittliche Leistung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet des Versicherungsrechts ausgezeichnet. Gestiftet wurde der Preis in diesem Jahr von der Kanzlei BLD. Herzlichen Glückwunsch an den diesjährigen Preisträger, Dr. Julian Glimpel, welcher sich in seiner Arbeit mit Abtretung von Deckungsansprüchen nach § 108 Abs. 2 VVG im Rahmen der D&O-Versicherung auseinandersetzte.
Ein herzlicher Dank gilt allen Referentinnen und Referenten sowie den über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, welche durch ihre Vorträge und Diskussionsbeiträge die Veranstaltung erst ihren so typischen Charakter eines lebhaften Austauschs gegeben haben.
Tagungsunterlagen
Die Tagungsunterlagen wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Download zur Verfügung gestellt. Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne unter versicherungswesen@uni-muenster.de zur Verfügung.
Kontakt
Bei Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen gerne unter versicherungswesen@uni-muenster.de zur Verfügung.