Geschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät

Betrachtet man die Geschichte der Fakultät, so erstaunt zweierlei: dass sie seinerzeit überhaupt zustande gekommen ist und dass sie sich später so enorm entwickelt hat. Die Verwunderung über das Zustandekommen rührt aus der frühen Vergangenheit, die mehr eine Kette von missglückten Versuchen war, als dass sie eine stringente Entwicklungslinie hatte. Das Staunen über das Ergebnis gilt dagegen der jüngsten Vergangenheit - die Entwicklung zu einer der größten deutschen juristischen Fakultäten war lange nicht vorhersehbar.

1625 - 1780

Im 17. Jahrhundert waren allererste Versuche zur Gründung einer Universität in Münster erfolglos geblieben. Sie scheiterten 1625, 1629 und 1631 an der Ungunst der Zeit, vor allem aber an einer unbefriedigenden finanziellen Ausstattung. Nachdem 1774 die finanziellen Schwierigkeiten schließlich mit viel Mühe des Universitätsgründers Franz Fürst von Fürstenberg überwunden und der Lehrbetrieb aufgenommen werden konnte, wurde die Universität im Jahre 1780 konstituiert.

1781-1902

Infolge der politischen Wirren im Europa des beginnenden 19. Jahrhunderts ging sie jedoch schon im Jahre 1818 wieder unter. Die juristische und die medizinische Fakultät wurden durch Friedrich Wilhelm III. geschlossen, die philosophische und theologische Fakultät blieben als Lehranstalt bestehen. Die im Wintersemester 1817/18 eingeschriebenen 63 Jurastudenten wechselten auf andere Universitäten: für die Dauer von 84 Jahren waren sie die letzten in Münster unterrichteten Juristen. Erst 1902 hat der Kaiser erneut "dem Plane der Erweiterung der Akademie durch eine juristisch-staatswissenschaftliche Fakultät" seine Genehmigung erteilt.

1902 - 1969

Der Aufschwung der ersten Jahre wurde unterbrochen durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges, in dessen ersten Monaten bereits 74 Studenten der Universität starben. Nach Kriegsende 1918 blühte die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät jedoch schnell wieder auf und schon im Jahr 1919 zählte sie zum ersten Mal über 1.000 eingeschriebene Studenten.

Nach der Bekämpfung der Geisteswissenschaften durch die Nationalsozialisten, die sich in schnell sinkenden Studierendenzahlen wiederspiegelte, trafen die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät auch im zweiten Weltkrieg schwere persönliche und sachliche Verluste. Im Jahr 1944 musste der Lehrbetrieb wegen der Zerstörungen ganz eingestellt werden.

Im Jahr 1945 meldeten sich für die an der Fakultät zur Verfügung stehenden 300 Studienplätze über 700 Bewerber. Nach der Entscheidung der Stadt, die geisteswissenschaftlichen Institute im Zentrum der Stadt wieder aufzubauen, entstand schon in dern Jahren 1951-1953 das Juridicum auf dem Gelände einer ehemaligen Kürassierkaserne. Bereits vor dem Bezug der neuen Räumlichkeiten im Jahr 1954 begann die Phase der Institutsgründungen und die Erweiterung der Fakultät durch neue Lehrstühle. Insgesamt waren die fünfziger Jahre gekennzeichnet durch eine zunehmende Spezialisierung und Ausdifferenzierung von Lehre und Forschung. Damit wurde auch auf die Erhöhung der Studierendenzahl reagiert, die sich in diesem Jahrzehnt verdoppelte.

Im Sommersemester 1960 studierten 1.429 Studenten und 147 Studentinnen an der Fakultät, eine im Vergleich zu den 6.102 Studierenden des Wintersemesters 2005/06 noch geringe Zahl. Doch zeichnete sich bereits in den sechziger Jahren die Massenuniversität ab, eine Entwicklung, die an den Organismus "Fakultät" hohe Anforderungen stellte.

ab 1969

Die organisatorische Trennung von Rechts- und Staatswissenschaften war mit der neuen Universitätsverfassung von 1969/70 verwirklicht worden und begründete die Rechtswissenschaftliche Fakultät in ihrer heutigen Struktur. In den siebziger Jahren wurde erstmals eine räumliche Erweiterung der Fakultät notwendig. Das Gebäude der alten Universitätsbibliothek, die sog. "Alte UB", beherbergt seit 1973 das Insitut für Kriminalwissenschaft und die Strafrechtliche Abteilung der Bibliothek.

Im Jahr 2003 erfolgte dann die bisher letzte Erweiterung der Fakultät: Das 1997 neu gegründete und 2002 zum Landeskompetenzzentrum erhobene Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht bezog ein eigenes Gebäude am Leonardo-Campus an der Steinfurter Straße.

 

 

In dem Werk „Münsteraner Juraprofessoren“ stellen derzeit in Münster lehrende Juraprofessoren einige der vielen einflussreichen Juristen der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster aus ihrer fast 250 Jahre alten Geschichte vor.