Interview mit Prof. Dr. Jan-Frederick Göhsl

Herzlich Willkommen an der Universität Münster!

1. An welche Uni es einen Professor letztlich verschlägt, ist oft nicht planbar, aber vermutlich gibt es Fakultäten, an denen man gerne arbeiten würde.

Zählte die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Münster zu einem dieser „Traumziele“ und wenn ja warum?

Definitiv ja! Es ist für mich eine große Ehre, dass mir die Fakultät in einem so frühen Karrierestadium bereits das Vertrauen geschenkt hat. Gerechnet habe ich mit solch einer Gelegenheit nicht. Die Fakultät ist eines dieser Traumziele, da Münster eine sehr lebenswerte Stadt ist und die Rechtswissenschaftliche Fakultät deutschlandweit einen hervorragenden Ruf hat. Dass die ersten persönlichen Eindrücke und Begegnungen auch noch so äußerst positiv sind, bekräftigt meinen Eindruck umso mehr.

2. Erzählen Sie uns von Ihrer Studienzeit. Was hat Sie aus heutiger Sicht besonders geprägt?

Eine Besonderheit an meiner Studienzeit – die ja noch gar nicht so lange zurückliegt – ist sicher, dass ich zuerst Law and Economics studiert habe. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Ich war mir zum Zeitpunkt des Studienbeginns, wie so viele Studierende, unsicher, ob ich Rechtswissenschaften oder vielleicht lieber doch Volkswirtschaftslehre studieren möchte. Deshalb war für mich die Möglichkeit, diese beiden Studienrichtungen zu kombinieren, eine sehr günstige Gelegenheit. Letztendlich konnte ich in der Anfangszeit nicht absehen, dass mir insbesondere die interdisziplinäre Arbeit so gut gefällt. Der Bezug zur ökonomischen Analyse des Rechts ist bis heute ein wichtiger Aspekt in meiner Arbeit geblieben.

3. Sie sind Juniorprofessor für Bürgerliches Recht mit Schwerpunkt im Bereich Digitalisierung bzw. Künstliche Intelligenz.

Können Sie uns einen Einblick in Ihre Forschungsvorhaben in diesem Zusammenhang geben?

Aktuell lässt sich meine Forschung in drei große Teilbereiche aufteilen. Neben meinem Steckenpferd, dem Kartellrecht, forsche schon seit längerer Zeit zur Regulierung digitaler Plattformen. Besonders interessieren mich die Auswirkungen der Plattformen auf den Wettbewerb sowie auf individuelle Rechtspositionen von betroffenen Personen. Vor allem durch die wachsende Bedeutung von KI-basierten Angeboten in der Digitalwirtschaft stellen sich hier viele Grundsatzfragen. So ist beispielsweise die Regulierung für digitale Plattformen erst in den letzten beiden Jahren in Kraft getreten, jedoch stellt man sich bereits jetzt die Frage, ob Dienste, die auf generative KI setzen, überhaupt in den Anwendungsbereich der jeweiligen Rechtsakte fallen können. Die rasante Veränderungsdynamik in den digitalen Märkten wirkt sich demnach auch auf die Forschung aus: Es stellen sich nahezu monatlich neue spannende Fragen.
Ein weiteres größeres Forschungsgebiet ist die Regulierung von sog. Hochrisiko-KI-Systemen. Hochrisiko-KI-Systeme sind solche KI-Systeme, die ein besonders hohes Gefahrenpotential für die Gesundheit, Sicherheit oder die Grundrechte von betroffenen Personen aufweisen. Für diese KI-Systeme gelten dementsprechend viele Sonderregeln in der EU-KI-Verordnung. Da es sich auch bei der KI-Verordnung um einen ganz neuen Rechtsakt handelt, sind viele Rechtsfragen noch nicht abschließend geklärt. Das gilt sowohl für die Frage, welche KI-Systeme im Einzelfall als Hochrisiko-KI-Systeme gelten als auch für die Frage, welche konkreten Anforderungen diese Systeme erfüllen müssen.

4. Was liegt Ihnen im Bereich der Lehre besonders am Herzen?

Ich möchte für die Studierenden ein Lernbegleiter sein. Das heißt, ich möchte die Studierenden dazu ermuntern, Dinge zu hinterfragen, kritisch zu sein und sich selbst ein Bild von den grundlegenden Fragen zu machen. Im Jurastudium gehört auswendig lernen zwar dazu, gerade in der Examensvorbereitung, aber Jura macht dann am meisten Spaß, wenn man über Dinge auf Augenhöhe diskutieren kann. Diesen Freiraum möchte ich gerne in meinen Lehrangeboten schaffen und mich insoweit etwas vom klassischen Frontalunterricht lösen.

5. Googelt man Sie, dann findet man schnell heraus, dass Sie professionell Fußball gespielt haben. Sind Sie dem Sport in Ihrer Freizeit weiterhin treu?

Die Sache mit dem professionellen Fußball ist natürlich nun schon einige Jahre her, aber ich blicke gerne auf diese Zeit zurück, die mich sehr geprägt hat. Ich spiele mittlerweile nicht mehr aktiv Fußball. Aber ich habe diesbezüglich noch immer eine große Leidenschaft, die auch im Münsterland vermutlich ein wenig polarisieren dürfte: Den FC Bayern München. Neben der Begeisterung für den Fußball habe ich nach meiner aktiven Karriere den Rennradsport für mich entdeckt. Ab und an kann man mich hier bei einem Radrennen oder einem Radmarathon im Alpenraum finden wird. Auch der Münsterland Giro am 03. Oktober wird wohl ab jetzt ein fester Termin sein. Darüber hinaus freue ich mich, die kommenden Jahre zu nutzen, um das Münsterland mit dem Rennrad zu erkunden. Tipps für schöne Ausflugsziele nehme ich gerne entgegen.