Interview mit Helge Wieggrefe und Dr. Marius Sprenger, Gründer von kolum.earth

kolum.earth bietet eine all-in-one Softwarelösung für mühelose CBAM-Compliance. Mit ins Leben gerufen hat das Start-Up Helge Wieggrefe, Doktorand an unserem Fachbereich. Unterstützt wird das Vorhaben durch das EXIST-Gründungsstipendium des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz. In einem Interview erklären Helge Wieggrefe und Dr. Marius Sprenger, ehemaliger PostDoc am Lehrstuhl von Prof. Gerhard Schewe (FB4), was es mit dem Startup auf sich hat und wie die Förderung zustande gekommen ist.

Womit beschäftigt sich „kolum.earth“ genau?

Im Mai 2023 hat die Europäische Kommission den Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) veröffentlicht. Der CBAM ist ein Emissionshandelssystem für Importeure und stellt CO2-Grenzausgleichsmechanismus weltweit dar. Der CBAM wird schrittweise ab dem 1. Oktober 2023 eingeführt und verpflichtet EU-Unternehmen, die bestimmte Produkte aus Nicht-EU-Ländern importieren, die in diesen Importen enthaltenen CO2-Emissionen zu bestimmen und anschließend entsprechend viele CBAM-Zertifikate zu erwerben. Auf diese Weise werden Importe aus Nicht-EU-Ländern mit dem gleichen CO2-Preis belastet, als wenn sie in der EU hergestellt worden wären.

Mit kolum unterstützen wir betroffene Unternehmen diese neuen Herausforderungen einzuhalten und somit CBAM-konform agieren. Hierbei verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz und ermöglichen Unternehmen daher alle CBAM-relevanten Prozesse automatisiert mit unserer Software abzubilden.
Derzeit steht vor allen Dingen die Erhebung CBAM-konformer Emissionsdaten im Vordergrund. Hier ermöglichen wir beispielsweise den Produzenten im Drittland erstmals mit unserer Software die Emissionen zu berechnen und sie anschließend mit den europäischen Unternehmen zu teilen.

Sie werden durch „EXIST“ gefördert. Was genau beinhaltet diese Förderung?

Das EXIST-Stipendium bietet uns als Gründern zunächst die Möglichkeit, in Vollzeit an unserem Unternehmen zu arbeiten. Hierfür wurde ein Drittmittelkonto mit der Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz eingerichtet und von diesem wird unser monatliches Stipendium gezahlt. Außerdem stehen uns darüber Gelder für Sachmittel, Reisekosten und Coaching zur Verfügung. Darüber hinaus wird jedes Projekt von einem Mentor unterstützt. Wir haben dabei das große Glück, dass wir meinen Doktorvater Prof. Wolffgang für uns gewinnen konnten. Er unterstützt uns fachlich wie auch bei allgemeinen Themen.

Wie genau haben Sie die Unterstützung durch „EXIST“ erhalten? Was waren die Verfahrensschritte? Was können Sie anderen Start-Up Gründerinnen und Gründern empfehlen?

-  Es gibt einen klar definierten Bewerbungsprozess, der immer über eine eigens dafür definierte universitäre Anlaufstelle läuft. In Münster ist diese Stelle das „REACH“, deren Mitarbeiter:innen uns bei allen Fragen der Antragsstellung unterstützt haben. Kern der Bewerbung ist ein ca. 30-seitiges Ideenpapier, in dem man die Gründungsidee konkreter ausformuliert, also bspw. die genaue Vision, den aktuellen Stand der Unternehmung, die Wettbewerbssituation, aber auch eine Budgetplanung darlegt.  Auch hierfür können wir das REACH sehr empfehlen, da sie bereits einige EXIST-Anträge mitbegleitet und daraus viele „Do‘s and Don’t’s“ abgeleitet haben. Anderen Start-Up Gründer:innen würden wir daher empfehlen, die für sie relevante universitäre Anlaufstelle zu definieren und dann gemeinsam den Bewerbungsprozess vorzubereiten. 

Was genau ist Ihre Aufgabe, Herr Wieggrefe? Wie hilft Ihnen Ihre juristische Ausbildung bei der Bewältigung Ihrer Aufgaben?

-  Unsere Kundinnen und Kunden wollen durch unsere Software auf einfache Art und Weise mit der CBAM-Verordnung compliant sein. Aus der juristischen Sicht besteht meine Aufgabe daher darin, die Vorgaben der komplexen europäischen Verordnung herauszuarbeiten und damit auch die Anforderungen an die Software zu definieren. Im nächsten Schritt geht es dann raum, die Einhaltung der Vorgaben möglichst simpel und benutzerfreundlich zu gestalten. Dennoch darf dabei nicht die juristische Genauigkeit verloren gehen. Denn Compliance ist am Ende unser wichtigstes Gut.
Mein juristisches Studium im Allgemeinen hilft mir daher enorm weiter. Aber natürlich auch mein Promotionsverfahren im Besonderen. Bei einer Doktorarbeit entwickelt man über die Zeit ein tiefes Verständnis über eine juristische Materie. Glücklicherweise ist das in unserem Fall die CBAM-Verordnung, die wir auch bei kolum umsetzen. Genauer gesagt, ist die Idee für kolum sogar aus meiner Forschung und der juristischen Arbeit entstanden.

Wie geht es nun weiter bei kolum?

- Wir haben vor Kurzem erfolgreich unsere erste Investmentrunde abgeschlossen, die sog. Pre-Seed-Runde. Dabei haben wir 2.1 Millionen Euro aufgenommen. Unser Unternehmen steht daher auf einem sicheren Fundament. Wir wollen nun wachsen und auch unser Team von derzeit 5 Leuten erweitern.
Dabei machen wir uns auch gerne die Nähe zur Universität Münster zunutze. Wir stellen auch gerne Werksstudierende ein.

Wenn jemand Lust hat, einen emissionsärmeren internationalen Handel mitzugestalten und mal ein Start-up kennenzulernen, kann er oder sie sich gerne jederzeit bei uns melden. Ihr erreicht uns über unsere Website, per Mail (Marius Sprenger und Helge Wieggrefe) oder auch bei LinkedIn (Marius Sprenger und Helge Wieggrefe).