Das Grundgesetz ist ein Glücksfall in der deutschen (Verfassungs-) Geschichte. Über Jahrzehnte hinweg haben „Einigkeit und Recht und Freiheit“ das Verfassungsleben und die Lebenswirklichkeit der Bundesbürger bestimmt, in einem zusammenwachsenden Europa und einem schließlich vereinigten Deutschland. Im Jahr 2024 wird das Grundgesetz 75 Jahre alt – und der „Staat des Grundgesetzes“ ist unter Druck geraten, innenpolitisch, außenpolitisch, ökonomisch, ökologisch. In neuer Deutlichkeit wird sichtbar: Der Verfassungsstaat muss auch mit echten Bewährungsproben umgehen können.

Die Professorinnen und Professoren, die in Münster Verfassungsrecht lehren und zum Verfassungsrecht forschen, wollen in dieser Ringvorlesung eine Zwischenbilanz ziehen: Wie und warum funktioniert das Grundgesetz? Welche Voraussetzungen waren nötig, damit über Jahrzehnte das Leitbild des freiheitlichen Verfassungsstaats tatsächlich die Wirklichkeit der Bundesrepublik bestimmen konnte – und welche Konsequenzen hatte das? Welche Akteure haben unseren Verfassungsstaat maßgeblich bestimmt – wie wurde also aus dem Text von 1949 eine lebendige Verfassungsordnung? Welche Schwachstellen hat das Grundgesetz – in seiner Struktur und in seiner Handhabung? Und kann das Verfassungsrecht zur Orientierung beitragen, wie der Verfassungsstaat mit den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft umgehen soll?

Eckdaten:
Datum: s. die einzelnen Termine
Uhrzeit: 18 Uhr c.t.
Ort: Hörsaal J4, Juridicum, Universitätsstraße 14-16

Die Ringvorlesung findet an den folgenden Terminen statt:

8.4.      Fabian Wittreck: Die Dritte Gewalt – Anker oder Achillesferse des Grundgesetzes?

15.4.    Oliver Lepsius: Selbstkontrolle oder Fremdkontrolle: Wie wirkt Verfassungsrecht?

22.4.    Gernot Sydow: Verfassungsgeschichte und Grundgesetz: Zum Bund-Länder-Verhältnis im Bereich der Dritten Gewalt

29.4.    Nora Markard: „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“

6.5.      Michaela Hailbronner: Globale Krise des Konstitutionalismus und das Grundgesetz

13.5.    Marcel Krumm: Steuervollzug und Grundgesetz: Wie Technik, Internationalisierung und Fachkräftemangel das Verhältnis der Akteure verändern (können)

27.5.    Bernd Holznagel: Bewährungsprobe des dualen Mediensystems

3.6.      Aurore Gaillet (Toulouse): Das Bundesverfassungsgericht, Erfolgsgeschichte und Resilienz? Vergleichende Betrachtungen in Raum und Zeit

10.6.    James Fowkes: Einfluss des BVerfG auf das südafrikanische Verfassungsrecht

17.6.    Niels Petersen: Das Verhältnis von BVerfG und EuGH zwischen Konflikt und produktivem Dialog

24.6.    Josep Maria Castellà Andreu (Barcelona): The influence of the Basic Law on the Spanish Constitution

1.7.      Patrick Hilbert: Webfehler des Grundgesetzes

8.7.      Hinnerk Wißmann: Bürger, Wähler, Verbraucher: Das Menschenbild der Verfassung