Interview mit Prof. Dr. Leonie Steinl

Herzlich Willkommen an der Uni Münster!

1. An welche Uni es eine Professorin letztlich verschlägt, ist oft nicht planbar, aber vermutlich gibt es Fakultäten, an denen man gerne arbeiten würde. Zählte die Rechtswissenschaftliche Fakultät der WWU zu einem Ihrer „Traumziele“ und wenn ja warum?

Die Uni Münster war definitiv ein Traumziel. Ich habe vor vielen Jahren im Rahmen eines Symposiums an der WWU schon einmal einen Vortrag halten dürfen und habe vor zwei Jahren im Rahmen der ersten Feministischen Sommerakademie hier an der Fakultät einen Workshop geleitet – daher hatte ich bereits vor meiner Bewerbung einen sehr positiven Eindruck von der vielseitigen Fakultät, den interessanten und freundlichen Kolleg:innen und den überaus engagierten und kritischen Studierenden!

 

2.Erzählen Sie uns von Ihrer Studienzeit. Was hat Sie aus heutiger Sicht besonders geprägt?

Besonders geprägt haben mich zwei Dinge: Zum einen das Auslandssemester in Boston, in dem ich als Studentin zum ersten Mal mit einem meiner heutigen Forschungsschwerpunkte – dem Völkerstrafrecht – in Berührung kam und sofort Feuer und Flamme war. Und zum anderen mein Schwerpunktstudium im Bereich Grundlagen des Rechts, dem ich das Fundament meines theoretischen und kritischen Zugangs zum Recht zu verdanken habe und das mein wissenschaftliche Perspektive nachhaltig geprägt hat.

 

3. Sie sind Juniorprofessorin für Strafrecht, Internationales Strafrecht und interdisziplinäre Rechtsforschung. Können Sie uns einen Einblick in ihre Forschungsvorhaben in diesem Zusammenhang geben?

Mich interessiert das Strafrecht, einschließlich seiner internationalen und interdisziplinären Bezüge. In den vergangenen Jahren habe ich mich viel mit den Bereichen Völkerstrafrecht und Transitional Justice sowie mit dem Sexualstrafrecht, den Ehrschutzdelikten und der kritischen (Straf-)Rechtstheorie beschäftigt. Zu diesen Themen will ich auch in Zukunft weiter forschen. Daneben reizt mich seit längerem ein Forschungsprojekt zum Beziehungsgeflecht aus Identität, Gewalt, Hass und Strafrecht, das sich mit identitätsbegründeten Straftaten beschäftigen soll.

 

4. Was liegt Ihnen im Bereich der Lehre besonders am Herzen?

Neben der Vermittlung von Wissen möchte ich die Studierenden zur kritischen Auseinandersetzung anregen und ihre Argumentationskompetenz schulen. Dabei liegt mir auch die Berücksichtigung internationaler wie interdisziplinärer Perspektiven besonders am Herzen. Ich lege Wert auf Lehre auf Augenhöhe, die kritisch mit dem Rechtsstoff umgeht.

 

5. Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich gehe gern ins Theater. Was mir in letzter Zeit am besten gefallen hat, war eine Inszenierung von Annie Ernaux‘ „Erinnerung eines Mädchens“ in der Schaubühne Berlin. Auch das Buch kann ich sehr empfehlen.