Examensfeier im Wintersemester 2024/2025

Vergangenen Freitag, den 29.11.2024, fanden sich am Nachmittag rund 400 Gäste – Absolventinnen und Absolventen, gemeinsam mit Familie und Freunden – in der Aula des Schlosses ein, um ihre bestandene erste juristische Prüfung zu feiern.

Der Dekan Prof. Dr. Peter Oestmann eröffnete die Examensfeier mit einer kurzen Begrüßungsrede. Er gratulierte den Absolventinnen und Absolventen zu ihrem bestandenen Examen. Diese stünden im Rahmen der heutigen Feier, begleitet durch Freunde und Familie, im Mittelpunkt. Er zeigte ein Bild von der Justitia-Statue am Sentenzbogen in Münster, die eine Augenbinde trägt. Im Gegensatz zu einer Statue von Justitia am Dom in Florenz, Italien, die sehenden Auges urteilt mit einem klaren Blick auf Recht und Unrecht. Die Examinierten hätten nun die schwerste Prüfung ihres Lebens bestanden und könnten sehenden Auges ihre Berufslaufbahn wählen, merkte er augenzwinkernd an.

Im Anschluss sprach er über das Leben von Gottlieb Planck, ein blinder Jurist, der als Richter tätig war, aber vor allem als Mitglied der ersten BGB-Kommission das Familienrecht entwarf. Darüber hinaus begründete er den ersten großen BGB-Kommentar. So würden sich immer wieder blinde Juristen finden wie der heutige Festredner Joachim Steinbrück, der sich als Richter und Landesbehindertenbeauftragter in Bremen für den Abbau von Diskriminierungen einsetzt.

Er übergab das Wort an Frau Dr. Laws, Vorsitzende des JPA Hamms und Vorsitzende Richterin am OLG Hamm. Diese gratulierte ebenfalls zunächst allen Examinierten, die großes Engagement und Leistungsbereitschaft erwiesen hätten. Die Absolventinnen und Absolventen hätten nun die schwerste Prüfung ihres Lebens abgelegt und nichts geschenkt bekommen. Mit Fleiß und Durchhaltevermögen hätten sie dieses Ziel erreicht.  Dabei gebühre aber auch den Lehrenden der Fakultät Dank, denn ohne deren Ausbildungstätigkeit und Beiträge fürs Prüfungsgeschäft wäre die erste juristische Prüfung nicht möglich. Das Jurastudium sei eine Lebensentscheidung, durch das man vor allem zu Hinterfragung und Kritik erzogen würde. Sie wünsche sich für die Examinierten, dass diese immer wieder in ihrer Berufslaufbahn bilanzieren können: „Ich würde es wieder tun“. Abschließend griff sie das Bild der Justitia noch einmal auf, da sie selbst ein Poster dieser in ihrem Büro hängen habe. Hier seien die Waagschalen nicht leer, sondern mit einem Herz und einem Hirn bestückt. Dabei sei die Schale mit dem Herz ein wenig schwerer als die andere.

Im Anschluss sprach Christian Hovestadt, der Vorsitzende der Fachschaft Jura. Er warf einen Blick auf die nun vergangene Studienzeit der Absolventinnen und Absolventen. Von der O-Woche und dem Kauf des ersten Fahrrads, bis zum Überstunden machen im RWS in der Examensvorbereitung. Dabei hätten die Absolventinnen und Absolventen einer wahren Belastungsprobe Stand gehalten, bei der sie Selbstständigkeit und Resilienz gelernt, aber ebenso Freunde fürs Leben gefunden hätten.

Die Festrede mit dem Titel „Lange her & doch erst gestern – 40 Jahre im Spiegel der Zeit“ wurde in diesem Semester von Dr. Joachim Steinbrück gehalten. Er sprach über seine Laufbahn und begann mit seinem Studium der Rechtswissenschaften in Bremen. Diese sei damals im Rahmen eines Projekts eine einstufige Ausbildung gewesen. Er selber habe nie die Erfahrung gemacht, dass diese Einstufigkeit ein Nachteil gewesen wäre. Leider, so Steinbrück, sei dieses Projekt Ende er 80er Jahre abgeblasen worden, ohne die Reformerfahrungen zu übernehmen.

Er reminiszierte, dass er Ende der 70er Jahre die erste behindertengerechte Ausrüstung mit ans Arbeitsgericht brachte. (Einen Computer und ein CD-Rom-Laufwerk, da zu dieser Zeit die ersten Verlage Kommentare und Urteilssammlungen auch auf CDs zur Verfügung stellten.) Seine damaligen Mitarbeiter waren von dieser Art der Technik überrascht. Mittlerweile gebe es an allen Gerichten Computer und die Richterinnen und Richter würden selbst diktieren und Programme mit Sprachausgabe nutzen. Die neue Generation an Juristinnen und Juristen müsste sich nun vor allem mit LegalTech zurechtfinden und die damit einhergehenden Fragen lösen. Wo bleibt neben KI noch Platz für Menschen? Wann darf eine KI verbindlich entscheiden, was muss Menschen vorbehalten bleiben?

Abschließend sprach er noch über seine Zeit als Landesbehindertenbeauftragter von Bremen. Bei dieser Tätigkeit – eigentlich ein dienstrechtlicher Bruch, da er sowohl als Richter als auch Beamter tätig war – war ihm seine juristische Ausbildung und Erfahrung von großer Hilfe. Seine Aufgabe war es in allen Bereichen auf die Gleichstellung hinzuwirken. Er erklärte schmunzelnd, dass es sich um eine Gelegenheit handelte anderen auf „Augenhöhe“ zu begegnen. Anekdotisch berichtete er von einer Nutzungsordnung eines Badesees in Bremen, die das Baden von Hunden im Sommer verbot. Eine Ausnahme von dieser Regelung für Menschen mit Blindenführhunden wurde auf sein Wirken hin eingeführt.

Abschließend legte er den Absolventinnen und Absolventen noch seinen persönlichen Wunsch ans Herzen: dass sie das gleiche Privileg genießen können wie er, in Friedenszeiten zu leben.

Ganz persönlich und mit Präsent vom Münsteraner Wochenmarkt gratulierte Prof. Dr. Oestmann anschließend den Absolventinnen und Absolventen.

 

Es folgten sodann die Glückwünsche Prof. Dr. Ingo Saenger, der in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Freundeskreis Rechtswissenschaften die Ehrung der Absolventinnen und Absolventen mit der Note „Gut“ oder besser übernahm.

Auf Einladung des Freundeskreises Rechtswissenschaft und mit tatkräftiger Unterstützung der Fachschaft Jura Münster ließen die Gäste den Festakt bei einem Sektempfang im Foyer des Schlosses ausklingen.

Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet von Alexander Gurfinkel (Klarinette) und Ellen Beinert (Klavier).

 

Wir beglückwünschen alle Absolventinnen und Absolventen des Sommersemester 2024 und hoffen, Sie auch in Zukunft bei der ein oder anderen Gelegenheit an Ihrer Alma Mater begrüßen zu dürfen!

Die Bilder der Absolventinnen und Absolventen sind abrufbar über den Sciebo-Ordner Examensfeier 2024.

Der Ordner ist durch ein Passwort geschützt, das Sie per E-Mail an presse.jura@uni-muenster.de erfragen können.