Die Dekanin Prof. Dr. Petra Pohlmann eröffnete die Examensfeier mit einer kurzen Begrüßungsrede. Sie gratulierte zunächst den Absolventinnen und Absolventen zu ihrem bestandenen Examen. Gerade die Münsteraner Absolventinnen und Absolventen schlössen dabei im Vergleich zu den anderen Examinierten im OLG Bezirk Hamm mit hervorragenden Leistungen ab. Sie monierte augenzwinkernd, dass die erste Juristische Prüfung doch zumindest „Großes Erstes Juristisches Examen“ heißen sollte, um ihrem Gewicht und ihrer Bedeutsamkeit gerecht zu werden. Sie hob drei Bestandteile dessen hervor, was den Juristenstand ausmacht. Zunächst die Fähigkeit, Konflikte zu lösen. Das erfordere, alle beteiligten Interessen auszuloten, auch wenn man selbst beteiligt ist und alle Argumente objektiv zu bewerten und zu präsentieren. Auch dazu gehöre die Tätigkeit als sozialer Dienstleister, die dazu dient „Waffengleichheit“ zwischen allen Bürgerinnen und Bürgern herzustellen. Abschließend hob sie noch die Position als Rechtsstaatsbewahrer besonders hervor. Gerade in diesen Zeiten würde man sich der Verletzlichkeit des Rechtsstaats bewusstwerden.
Dann übergab sie das Wort an Dr. Jutta Laws, Vorsitzende des JPA Hamm.
Diese gratulierte den Examinierten zunächst zu ihrem bestandenen Examen und hob hervor, dass es sich dabei um den Abschluss eines langen und wichtigen Lebensabschnittes handele. Zwar kämen selbstverständlich noch viele weitere, doch gerade das Ende des Studiums sei besonders richtungsweisend. Sie leitete einen Blick in die möglichen juristischen Berufe, die die Examinierten ergreifen könnten, mit einer Liedzeile von Udo Lindenberg: „Ich würd's wieder genauso tun, genauso, wie es war.“ Ob nun als Rechtsanwältin, Staatsanwalt, Richterin oder ein ganz anderer Weg, am Ende ginge es um mehr als Paragraphen. Auch wenn immer nur eine Seite bei einem Rechtsstreit „gewinnen“ kann, sei es wichtig, dass man am Ende sagen könne, so würde ich es wieder machen. Das bedeute auch mal Fehler zu machen und sich falsch zu entscheiden, solange man am Ende immer dazu stehen könne. Man müsse genau so noch einmal tun wollen, weil man Verantwortung übernommen und zu seinen Entscheidungen stehen könne.
Als Nächstes sprach Jakob Thies, der Vorsitzende der Fachschaft Jura. Er warf einen Blick auf die nun vergangene Studienzeit der Absolventinnen und Absolventen. Von der O-Woche und dem Kauf des ersten Fahrrads, bis zum Überstunden machen im RWS in der Examensvorbereitung. Dabei hätten die Absolventinnen und Absolventen einer wahren Belastungsprobe Stand gehalten, bei der sie Selbstständigkeit und Resilienz gelernt, aber ebenso Freunde fürs Lebens gefunden hätten.
Die Festrede wurde in diesem Semester von Herr Prof. Dr. Stefan Pieper gehalten, Ministerialdirigent im Bundespräsidialamt und selbst Alumnus der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der WWU.
„Das Prüfungsrecht hat ein Gesicht!“ Er sprach über die Arbeit des Bundespräsidialamts und seinen eigenen beruflichen Werdegang.
Anhand von drei konkreten Situationen erläuterte Prof. Pieper, wie sein Referat Verfassung und Recht, Justitiariat dem Bundespräsidenten bei Aufgaben- und Kompetenzfragen zur Seite steht. Zunächst ging er auf die Koalitionsbildung nach der Bundestagswahl 2017 ein, bei der es Ende November danach aussah, als würde eine solche nicht zustande kommen. Dass die Gespräche tatsächlich scheitern könnten, sei damals fast nicht vorstellbar gewesen und so sah man sich einer schwierigen Situation gegenüber, in der der Bundespräsident genauestens über seine Rechte und Kompetenzen in einer solchen Situation aufgeklärt werden musste.
Nach einem Appell des Bundespräsidenten rauften sich die Parteien zu der Bildung einer Regierung zusammen.
Außerdem erläuterte er die Lage nach der Landtagswahl in NRW 2005, nach deren Ausgang die damalige Bundesregierung ankündigte Neuwahlen zum Bundestag anzustreben. Der Bundespräsident musste genauestens über seine Handhabe bei einer Bundestagsauflösung aufgeklärt werden und das Bundesverfassungsgericht war letztlich seiner Argumentation gefolgt und es gab keine vorzeitigen Neuwahlen.
Letztlich erläuterte er auch noch einmal das, den Examinierten bestens bekannte, Problem des Umfangs des Prüfungsrechts des Bundespräsidenten und dass dieses Recht von allen Bundespräsidenten praktiziert worden wäre.
Über seinen persönlichen Werdegang referierte Herr Pieper im zweiten Teil seiner Rede und schloss mit dem Hinweis, dass alle Examinierten insoweit alles richtiggemacht hätten, als dass sie in Münster studiert hätten. Außerdem gäbe es keinen Königsweg für die perfekte Karriere und dass sich Berufsfelder ohnehin im Laufe der Jahre und der Entwicklung verändern würden. Nichtsdestotrotz zeichneten sich Juristen durch die Aufarbeitung von Unbekanntem, die Fähigkeit zur Differenzierung von Wichtigem und Unwichtigem, sowie einer Fähigkeit zum klaren strukturieren aus.
Diese – auch hier in Münster erworbenen – Fähigkeiten bereiteten eine gute Basis, um die sehr guten Berufschancen der Examinierten zu nutzen.
Zu allerletzt richtete Prof. Pieper die besten Glückwünsche und Grüße vom Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeyer aus.
Ganz persönlich und mit Präsent vom Münsteraner Wochenmarkt gratulierte Prof. Dr. Pohlmann anschließend den Absolventinnen und Absolventen.
Es folgten sodann die Glückwünsche von Herrn Ulrich Schambert, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Beirats des Freundeskreises Rechtswissenschaft e.V. die Ehrung der Absolventinnen und Absolventen mit der Note „Gut“ oder besser übernahm.
Auf Einladung des Freundeskreises Rechtswissenschaft und mit tatkräftiger Unterstützung der Fachschaft Jura ließen die Gäste den Festakt bei einem Sektempfang im Foyer des Schlosses ausklingen. Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet durch das Duo Aciano, bestehend aus Freya Deiting und Sandra Wilhelms.
Wir beglückwünschen alle Absolventinnen und Absolventen des Sommersemesters 2022 und hoffen, Sie auch in Zukunft bei der ein oder anderen Gelegenheit an Ihrer Alma Mater begrüßen zu dürfen!
Die Bilder der Absolventinnen und Absolventen sind abrufbar über den Sciebo-Ordner Examensfeier 2022.
Der Ordner ist durch ein Passwort geschützt, das Sie per E-Mail an presse.jura@uni-muenster.de erfragen können.