v.l.: Professor Dr. Hinnerk Wißmann, Albrecht Broemme, Landrat Dr. Martin Sommer, Dr. Martin Klein. Foto: FSI
Trotz hochsommerlicher Temperaturen fanden sich am 25. August zahlreiche Interessierte aus Politik, öffentlichem Dienst und Wissenschaft im Hörsaal S 2 im Schloss der WWU ein, um sich einen Eindruck von der aktuellen Lage des Bevölkerungsschutzes in Deutschland zu verschaffen. Eingeladen hatte das Freiherr-vom-Stein-Institut (FSI) zu einer öffentlichen Vortragsveranstaltung mit dem Titel „Klimakatastrophen, Pandemien, Krisenbewältigung: Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz – worauf kommt es an?“.
Nach einer thematischen Einführung durch Prof. Dr. Hinnerk Wißmann, Geschäftsführender Direktor des FSI, referierte Dr. Martin Sommer, Landrat des Kreises Steinfurt, über aktuelle Herausforderungen und Gefahren im Katastrophenschutz. Eine besondere Herausforderung stelle dabei die Tatsache dar, dass Pandemien, Kriege und der Klimawandel als Mehrfachlage auftreten würden. Ein gut aufgestellter und mit ausreichend finanziellen und personellen Ressourcen ausgestatteter Bevölkerungsschutz sei daher dringender denn je. Erschwert werde diese Aufgabe durch das Phänomen der „Katastrophendemenz“. Im Falle des Eintritts einer Katastrophe sei diese zunächst in aller Munde, gerate dann aber schnell in Vergessenheit. Daneben sei es zentral, die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung zu stärken und diese für den Notfall zu sensibilisieren. Der Bevölkerungsschutz bleibe „das Bohren dicker Bretter“ und eine Aufgabe, die oft erst dann Wertschätzung erfahre, wenn sich der Bevölkerungsschutz in einer konkreten Krise bewähren muss.
Anschließend berichtete Herr Albrecht Broemme, Ehrenpräsident des Technischen Hilfswerks und Vorstandsvorsitzender des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit e.V., von seinen langjährigen Erfahrungen. Auch Herr Broemme warnte vor dem Problem der Katastrophendemenz und mahnte an, aus den Erfahrungen der letzten Jahre zu lernen. Es sei an der Zeit den Katastrophenschutz aus seinem Nischendasein hervorzuholen und langfristig in die Resilienz der Bevölkerung zu investieren. Um große Katastrophen zu bewältigen, sei es nötig in den Kommunen und Kreisen durchhaltefähige Krisenstäbe zu etablieren und mögliche Szenarien bereits im Vorfeld durchzuplanen. Als konkreten Vorschlag nannte Herr Broemme die sogenannten Katastrophenleuchttürme. Dabei handelt es sich um Stellen an denen sich Bürgerinnen und Bürger im Ernstfall über die aktuelle Lage informieren können. Auch die Betreuung von Zuschauenden, Opfern und Helfenden dürfe nicht vernachlässigt werden. Herr Broemme beendete seinen Vortrag mit einer hoffnungsstimmenden, wenn auch warnenden Note: „Gemeinsam werden wir jede Krise schaffen. Aber nur gemeinsam.“
An die beiden Vorträge schloss sich eine lebhafte Diskussion unter der Leitung von Dr. Martin Klein, Hauptgeschäftsführer des Landkreistages Nordrhein-Westfalen, an.
Freiherr-vom-Stein-Institut
Das FSI ist die Forschungsstelle des Landkreistags NRW an der Universität Münster. Es hat die Aufgabe, kommunal- und staatswissenschaftliche Grundlagenarbeit zu leisten sowie die Verbindung zwischen der Wissenschaft und der kommunalen Praxis und den Erfahrungsaustausch zwischen beiden Bereichen zu fördern.
Freiherr-vom-Stein-Institut an der WWU